Juni 2005
Sommer 1995 – Erinnerung an den Massenmord in Srebrenica
Bosnien-Herzegowina: Die Verantwortung Europas
Srdjan Dizdarevic | Helsinki-Komitee für Menschenrechte in Bosnien-Herzegowina
Erich Rathfelder | Journalist, Balkan-Korrespondent unter anderem für die „taz“
Im Juli 1995 wurden in der ostbosnischen Stadt Srebenica annähernd zehntausend bosnisch-moslemische Männer und Jungen von serbischen Truppen getötet. Die Stadt stand unter dem „Schutz“ von UN-Soldaten. Erst das Verbrechen von Srebenica bewirkte eine Wende in der schmerzhaften Diskussion um die Verantwortung Europas für den Balkan: die militärische Intervention machte den labilen Frieden der letzten zehn Jahre möglich. Heute ist die Perspektive einer Besserung für das Land mit der Vision Europa, mit der Heranführung an die Europäische Union verbunden. Die aber wird inzwischen von der europäischen Rechten zunehmend in Frage gestellt – das hieße, die Menschen erneut im Stich zu lassen.
Wir wollen mit der Veranstaltung der Opfer des Krieges gedenken; wir wollen eine Bilanz ziehen und die Frage nach der europäischen Verantwortung für Frieden und Stabilität auf dem Balkan neu stellen.
Sonntag, 19. Juni 2005, 11 Uhr
“Kantine 5”, Bremen
Mai 2006
SREBRENICA – ERINNERUNG FÜR DIE ZUKUNFT
Fotoausstellung, 5. Mai bis 20. Mai 2006
Stadtbibliothek Bremen
Am 11. Juli 2006 jährt sich zum elften Mal das Massaker in der ostbosnischen Stadt Srebrenica. Annähernd 10.000 bosnisch-muslimische Männer und Jungen wurden in der von UN-Soldaten bewachten „Schutzzone“ ermordet, zehntausende Frauen, Kinder und Alte deportiert. Das größte Verbrechen in Europa nach dem zweiten Weltkrieg fand unter den Augen der Weltöffentlichkeit statt – eine Schande für Europa und die Vereinten Nationen. Noch heute leben tausende Überlebende in Flüchtlingslagern, ohne Aussicht auf Rückkehr.
Die Ereignisse vom Juli 1995 erschütterten die internationale Politik, sie stellten die Routinen der politischen Weltordnung, der Vereinten Nationen und des Völkerrechts in ihrer bis dahin geltenden Form in Frage. Bis heute haben diese Fragen nichts von ihrer Aktualität eingebüßt; sie sind durch die Geschehnisse im Kosovo, in Ruanda oder im Sudan eher noch dringlicher geworden.
In eindringlichen Aufnahmen zeigen zehn Fotografen das Leid der Überlebenden, die Vertreibung, die triste Existenz in den Flüchtlingslagern und die Suche und Identifizierung der Opfer. Viele der Fotografen, unter ihnen renommierte wie Gilles Peress, Roger Hutchings oder Paul Lowe, dokumentierten die Kriegsjahre im Auftrag internationaler Medien wie „Time Magazin“, „Newsweek“ und „Der Spiegel“.
Juli 2006
Esmas Geheimnis – Grbavica
56. Internationale Filmfestspiele in Berlin Goldener Bär; Friedensfilmpreis; Preis der Ökumenischen Jury.
Sarajevo heute - die Wunde ist nicht verheilt. Die allein erziehende Esma möchte ihrer pubertierenden Tochter Sara die ersehnte Teilnahme an einer Klassenfahrt ermöglichen. Mit dem Nachweis, dass
Saras Vater ein Kriegsheld war, würde sie eine Ermäßigung bekommen. Aber Esma versucht, das ganze Geld für den Ausflug allein aufzutreiben. Sie will die grausame Wahrheit um Saras Vater um jeden
Preis bewahren, um ihre Tochter und auch sich selbst zu schützen.
Mit diesem sorgfältig erzählten Drama gibt Jasmila Zbanic ein beeindruckendes Regiedebüt. In einfachen, aber zwingenden Szenen beschreibt sie ein schmerzhaftes, aber verkraftbares Schicksal. Auch
auf die zwölfjährige Sara, nach dem Krieg aufgewachsen, wirkt der Krieg nach. Für manche Frauen ist das Weiter-Leben die größte Strafe. Für Esma ist das 'neue' Sarajevo Fluch und Befreiung
zugleich: Das Leben schreitet voran und überlässt es den Überlebenden des Krieges ihre Wunden, ihre Scham, ihren Verlust zu bewältigen.
Vergewaltigung im Krieg ist ein gesellschaftliches Tabu. Die Opfer werden ausgegrenzt. Viele Frauen schämen sich und verstummen. Esma gibt diesen Frauen ihre Stimme zurück. Nach Jahren der Verdrängung findet sie den Mut, die Wahrheit auszusprechen.
Benefiz-Preview: 2. Juli 2006, 11.30, Schauburg
Die Hälfte des Preises jeder Kinokarte sowie die Spenden aus der Kooperation gehen an die Medica-mondiale-Partnerorganisation in Zentralbosnien, das Frauen Therapie Zentrum Medica Zenica.